(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, Anhang, No. 33. Winter in der Constit. Zeitung, 1854, No. 282.) An der Morgenseite des Scheibenberges befindet sich eine unbedeutende Höhle, das Zwergloch genannt. Darinnen wohnten sonst viele Zwerge, deren König Oronomossan hieß. Sie waren nicht über zwei Schuh lang und trugen recht bunte Röckchen und Höschen. Es schien ihr größtes Vergnügen zu sein, die Leute zu necken, sie taten aber auch manchem viel Gutes und halfen vorzüglich frommen und armen Leuten. Einst, im Winter, ging ein armes Mädchen aus Schlettau in den am Fuße des Scheibenberges gelegenen Wald, um Holz zu holen. Da begegnete ihr ein kleines Männchen mit einer goldenen Krone auf dem Haupte, das war Oronomossan. Er grüßte das Mädchen und rief gar kläglich. „Ach, du liebe Maid, nimm mich in Deinen Tragkorb! Ich bin so müd´ und es schneit und ist so kalt und ich weiß keine Herberge! Drum nimm mich mit zu dir in Dein Haus!“ Das Mädchen kannte den Zwergkönig zwar nicht, aber da er gar zu flehentlich bat, so setzte sie ihn in ihren Tragkorb und deckte ihre Schürze über ihn, damit es ihm nicht auf den Kopf schneien möchte. Darauf nahm sie den Korb auf den Rücken und trat den Rückweg an. Aber das Männchen in dem Korbe war zentnerschwer und sie musste alle Kräfte zusammennehmen, dass sie die Last nicht niederdrückte. |