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311. Der Schatz zu Joachimsthal.

(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 34.)


Im nördlichen Stadtteile von Joachimsthal, im sogenannten Oberthal, stand vor Jahren hart an der Gartenmauer, welche sich rückwärts des Hauses Nr. 106 befindet, ein stark gewachsener Holunderstrauch. Da die Wurzeln desselben immer tiefer in die ohnedies sehr schadhafte Mauer eindrangen, war diese dem Einsturze nahe, deshalb schickten sich die beiden Nachbarn Anton und Franz an, die Mauer abzutragen. In der Mitte derselben fanden sie beim Abräumen einen irdenen Topf mit Kirschkernern, von denen jeder eine kleine Öffnung hatte, als ob er von einem Käfer angebohrt worden wäre. Einer der Nachbarn nahm den Topf und schleuderte ihn an einen Stein, so dass die Scherben und Kirschkerne auf ein Häufchen zusammenfielen. Dies geschah um die Mittagsstunde, als auf dem nahen Kirchturme die Glocke ertönte. - Die beiden Männer begaben sich hierauf nach Hause, um ihr Mahl einzunehmen, und erzählten ihren Angehörigen von dem Funde im Garten. Diese gingen, von Neugierde gequält, sogleich an Ort und Stelle, um den merkwürdigen Fund zu betrachten, allein weder ein Scherben noch ein Kirschkern war zu finden. Auch die Nachbarn, die mit Eifer an der Abtragung der Gartenmauer fortarbeiteten, sahen nicht die geringste Spur von dem früher verschmähten Funde, der ein großer Schatz gewesen sein soll.

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